Gedanken zum Genozid sind nicht erlaubt

Mittwoch, 26. März 2014

In der Türkei nicht, aber nach Meinung des Türkischen Generalkonsulats in Karlsruhe auch nicht in Deutschland. Es hat ihn nämlich nicht gegeben, den Genozid an den Armeniern, und damit basta! Diese Haltung nimmt die Türkei seit fast 100 Jahren ein und daran wird sich aller Voraussicht auch nichts mehr ändern. Denn wer nicht forscht, der findet nicht.
Nun ist es ja allgemein bekannt, dass es in der Türkei mit der Meinungsfreiheit nicht so weit her ist. Dass die Türkei auch die Meinungsfreiheit in anderen Staaten beschneiden möchte, besonders, wenn es sich um das Thema Völkermord an den Armeniern handelt, ist leider auch nicht neu. Nun greift sie aber auch noch in die Kunstfreiheit ein und ist sich dabei nicht zu fein, sogar in der deutschen Provinz nach verdächtigen Kulturveranstaltungen Ausschau zu halten.
Tatsächlich wagte es das Stadttheater in Konstanz, auf das Plakat zum Theaterstück „Das Märchen vom letzten Gedanken“, das auf dem gleichnamigen Roman von Edgar Hilsenrath basiert, das Wort „Völkermord“ in Verbindung mit der türkischen Flagge zu drucken. Obwohl es sich dabei um ein korrekt wieder gegebenes Zitat des türkischen Staatslenkers Recep Tayyip Erdogan handelt („In unserer Geschichte wurde kein Völkermord begangen.“), fühlte sich die türkische Gemeinde von Konstanz zutiefst beleidigt. Denn unter Zitat und Flagge ist der Leichnam von Hrant Dink zu sehen. Nach anhaltenden Protesten ließ das Theater die Plakate aus dem Stadtbild entfernen. Trotzdem fühlte sich der Türkische Generalkonslul genötigt, einen Brief an den Intendaten zu verfassen. Darin forderte er die Löschung des V-Wortes von der Website des Stadttheaters sowie die Verlesung bzw. Verteilung seines Schreibens vor jeder Aufführung. Obwohl auch hier das Theater Folge leistete, konnten sich die in ihrem Stolz verletzten Protestierenden nicht beruhigen und so musste die Premiere unter Polizeischutz statt finden. Die Demonstration blieb friedlich. Ein großartiger Erfolg, an dem das Einlenken des Theaters völlig unbestritten einen bedeutenden Anteil hat. Danke.

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